Mehr Aufenthaltsqualität und mehr Platz für Fuß- und Radverkehr: Die Neusser Straße soll zum verkehrsberuhigten Bereich werden und der Neusser Platz im Herzen des Agnesviertel autofrei werden. Durch die Wegnahme des motorisierten Durchgangsverkehr verbessert sich die Aufenthaltsqualität auf der gesamten Neusser Straße, zudem wird das Herz des Viertels deutlich aufgewertet. Und viele gefährliche Situationen auf der täglich überfüllten Straße zwischen Ebertplatz und Innerer Kanalstraßen würden entschärft.
Für Euer Feedback, Eure Ideen oder Interesse an der Weiterentwicklung der Idee meldet euch gerne: innenstadt@gruenekoeln.de
Am Anfang stand eine Idee: wie könnte im Veedelszentrum des Agnesviertels eine Verkehrsberuhigung aussehen? Wie schaffen wir mehr Aufenthaltsqualität und mehr unkommerzielle Räume, gerade noch in einer pandemischen Lage?
Eine Gruppe der Kölner GRÜNEN aus der Innenstadt, namentlich aus dem Ortsvorstand, der Bezirksvertretung und dem Stadtrat fanden sich zur Projektgruppe „Neusser Platz“ zusammen.
Die Neusser Straße wird durchgängig vom Ebertplatz bis zur Inneren Kanalstraße als Fahrradstraße ausgeschildert, sie bleibt aber offen für die Ein- und Ausfahrt des motorisierten Verkehrs in das Viertel. Für den motorisierten Verkehr verbleibt sie zwischen Balthasarstraße und Weissenburgstraße als Sackgasse. Der Radverkehr soll den Neusser Platz, ggf. mit einer baulichen Führung, weiterhin queren können, die Durchfahrt für den Automobilverkehr ist nicht mehr möglich. Durch die Wegnahme des Durchgangsverkehrs gehen wir davon aus, dass der Autoverkehr auf der Trasse insgesamt deutlich reduziert wird. Dadurch wird die Neusser Straße als Fahrradstraße erlebbar und gut nutzbar.
Die Seitenstraßen bleiben weiterhin durch den motorisierten Verkehr erschlossen. Das Viertel wird hierbei durch Sudermanstraße und den verbleibenden, südlichen Teil der Neusser Straße im Süden, durch die Niehler Straße und den verbleibenden nördlichen Teil der Neusser Straße im Norden erschlossen. Eine Nord-Süd-Durchfahrt durch das Viertel soll nicht mehr möglich sein.
Der Neusser Platz: Zentral für das Konzept ist die Umgestaltung des Neusser Platzes rund um die Agneskirche. Dieser ist momentan insbesondere durch die vierspurige Durchfahrt der Neusser Straße an der Westseite geprägt, was die Aufenthaltsqualität deutlich reduziert. Gerade im Süden findet sich eine gastronomische Nutzung sowie das im Viertel beliebte „Pico-Büdchen“.
Durch das Konzept soll die Straße im Abschnitt des Neusser Platzes für motorisierten Verkehr gesperrt und der Platzfläche langfristig zugeschlagen werden. Dies verdoppelt in etwa die Platzfläche und erhöht die Aufenthaltsqualität deutlich. Der Vergrößerung der Platzfläche eröffnet auch die Option, neue Sitzmöglichkeiten, Begrünung und Elemente der Essbaren Stadt in die Neuplanung zu integrieren.
Die dem Platz zugeschlagene autofreie Zone soll die Neusser Straße vom Neusser Wall bis zur Weissenburgstraße, die Straße Neusser Platz sowie die Weißenburgstraße von der Neusser Straße bis zur Lupusstraße umfassen.
Aufenthaltsqualität: Die Neusser Straße ist die Lebensader des Agnesviertels und der Neusser Platz ein beliebter Anlaufpunkt für alle Anwohner*innen. Gerade in Zeiten von Corona bietet er ausreichend Platz, um sich mit Abstand draußen aufzuhalten, was gerade auch für Menschen ohne Balkon und Garten sehr wichtig ist.
Wir wollen die Aufenthaltsqualität rund um diesen beliebten Treffpunkt deutlich verbessern. Durch unseren Vorschlag und die Reduzierung von Durchfahrtsstraßen rund um die Agneskirche würde sich durch sich die Fläche des Platzes verdoppeln, die Lärm- und Schadstoffbelastung durch Autos deutlich reduziert. Die Ausweitung des Platzes würde insbesondere den Lärmpegel reduzieren. Momentan gibt es tagsüber eine Lärmbelastung von über 65 Dezibel, in Randbereichen von über 70 Dezibel. Eine Reduzierung dieser Lärmemissionen erhöht nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern hat auch positive gesundheitlich Wirkungen.
Radverkehr: Die Maßnahme dient auch der Förderung des Radverkehrs. Die Neusser Straße ist im Radverkehrskonzept Innenstadt als Fahrradstraße vorgesehen, qualitativ gute Radspuren nach aktuellem Standard (2,50 Meter) aber aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich. Um die Neusser Straße als Fahrradverkehr tatsächlich erlebbar und für alle Radfahrer*innen nutzbar zu machen, ist daher eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs notwendig. Den Durchgangsverkehr herauszunehmen bei Erhalt der Erschließung für den Autoverkehr schafft eine Fahrradstraße mit hoher Qualität und wird damit allen Verkehrsarten gerecht.
Fußverkehr: Der Neue Neusser Platz bietet eine auto- und stressfreie Querung der Neusser Straße, gerade für Familien, Schulkinder und Seniorinnen und Senioren. Weite Teil auch der Seitenstraßen sind autofrei miteinander verbunden und können auch von jüngeren Kindern eigenständig genutzt werden. Dies gilt auch und insbesondere zu Wegebeziehungen hin zur Alten Feuerwache oder den Kitas und Schulen im Viertel.
Autoverkehr: Mit Ausnahme der Neusser Straße direkt am Neusser Platz bleiben alle Straßen für Anlieger*innen erhalten. Negativ betroffen sind u.a. Anwohner*innen aus dem Südteil, die regelmäßig Richtung Norden ausfahren und ggf. ein leicht längere Strecke (ausfahrt Richtung Süden über Ringe, dann Niehler Straße) in Kauf nehmen müssen. Ähnliches gilt für Autofahrer*innen im Norden, die regelmäßig in Richtung Süden ausfahren.
Abwägung: Das Konzept verbessert die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr sowie die Aufenthaltsqualität deutlich, während die Einschränkungen für den Autoverkehr überschaubar sind. In der Abwägung überwiegen daher die Vorteile deutlich.
Martin Herrndorf
Karin Roggenbrodt
Peter Ruther
Sandra Schneeloch
Maj-Britt Sterba
Mildred Utku
Hier ist der Flyer zum Download.
Hier sind verschiedene Presseberichte:
https://www.stadtrevue.de/archiv/artikelarchiv/07166-siena-im-agnesviertel/
Hier ist eine Simulation von Senf:
https://www.instagram.com/p/CQVNskNHYwp/?utm_medium=copy_link
Wer steckt genau dahinter?
Wir sind eine Gruppe von Mitgliedern der Grünen, die an die Idee glauben und diese gemeinsam weiterentwickeln. Parallel hat sich auch eine Nachbarschafts-Initiative gegründet, die sich zum Beispiel für mehr Grün im Stadtviertel einsetzt. Sind unterstützen die Idee auch.
Nimmt der Verkehr in den Seitenstraßen zu?
Nein. Die Einbahnstraßen sollen, wo notwendig, so angepasst werden, dass eine Durchfahrt „quer durch das Viertel“ gar nicht möglich ist. Wir gehen davon aus, dass der Verkehr sogar noch sinkt.
Was sagen die Geschäftsleute?
Wir haben viele Zettel verteilt und schätzen, dass etwa Dreiviertel der Geschäftsleute die Änderung begrüßen oder zumindest eher positiv sehen - manche sind sogar euphorisch. Natürlich gibt es auch Inhaher*innen, die die Änderungen ablehnen, weil sie Angst haben, Kund*innen zu verlieren.
In anderen Städten zeigen die Erfahrungen, dass autofreie Zonen im allgemeinen eher zu steigenden Umsätzen beim Einzelhandel führen - weil Menschen sich länger vor Ort aufhalten, nochmal bummeln, etc.
Ist das dann schon ein Superblock (wie in Barcelona)?
Jein. Ein bisschen schon - auch in Barcelona geht es darum, Durchgangsverkehr aus Wohnvierteln herauszunehmen, wie hier von der Neusser Straße. Gleichzeitig werden dort Parkplätze umgewidmet und der öffentliche Raum bunt und lebendig gestaltet. Hierzu sind wir in ersten Gesprächen mit der Stadtverwaltung.
Wo sollen die Autos denn dann langfahren?
Eigentlich immer, wenn man Strecken für den Autoverkehr schließt, verlagert sich ein Teil des Autoverkehrs - und ein Teil verschwindet. Weil es Menschen gibt, die sich heute zum Beispiel nicht trauen, Rad zu fahren, und dann umsteigen.
Reicht nicht Tempo 30?
Auch beim Tempo 30 bleibt die Neusser Straße für Radfahrende schlecht und gefährlich und es werden weiterhin Radfahrende auf den Gehweg ausweichen. Hier hilft aus unserer Sicht vor allem, den Durchgangsverkehr komplett rauszunehmen.
Was sagen die Anwohner*innen?
Ganz unterschiedliche Dinge - viele wollen eine Verkehrsberuhigung, manche haben Angst vor mehr Partylärm. Insgesamt kommt bei uns viel positives Feedback an, es hat sich sogar eine Gruppe gegründet, die sich für mehr Grün und weniger Autoverkehr im Stadtteil einsetzt.
Wer entscheidet darüber? Werden die Bürger*innen noch einbezogen?
Über eine Umgestaltung der Neusser Straße entscheidet der Rat der Stadt Köln bzw. der Verkehrsausschuss, entsprechend braucht so ein Verfahren dort auch eine politische Mehrheit. Bei der Ausgestaltung der Maßnahmen sollen die Bürger*innen mit einbezogen werden, dies ist auch am Eigelstein und bei der Neugestaltung der Ehrenstraße geschehen.