Seit über zwei Wochen erfährt die Öffentlichkeit fast täglich von neuen Enthüllungen über eklatante Baumängel, unterlassene Überprüfungen, Manipulationen von Bauprotokollen und Materialdiebstahl auf den Großbaustellen.
Inzwischen ist offensichtlich: Der Pfusch beim Bau der Nord-Südstadt-Bahn besteht im großen Ausmaß und ist nicht allein auf das kriminelle Handeln von Einzelpersonen zurückzuführen. Dahinter steckt System.
Das U-Bahndesaster hat zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in die Seriosität der Baufirmen, aber auch in die Handlungsfähigkeit des Bauherrn KVB AG und nicht zuletzt auch der Stadt Köln geführt.
Fast ein Jahr nach dem Einsturz des historischen Archivs gibt es immer noch keine gesicherten Erkenntnisse über Ursachen und Verantwortlichkeiten. Die Menschen erwarten völlig zu Recht, dass alles erdenklich Mögliche getan wird, um die Sicherheit der Baustellen sowie des gesamten U-Bahnbaus zu gewährleisten und die Aufklärung voranzutreiben.
Offensichtlich haben in der Vergangenheit Bauüberwachung und Bauaufsicht sowohl der bauenden Firmen als auch des Bauherrn KVB kläglich versagt.
Notwendig ist, dass die Baufirmen und die KVB die Öffentlichkeit umfassend informieren. Die von Oberbürgermeister Roters veranlasste Bildung der „AG Stadtbahn-Bau“ dient dazu, nun die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
Bündnis 90 / Die Grünen fordern:
Nicht zuletzt werden sich die Kölner GRÜNEN gegenüber ihren Fraktionen im Landtag und Bundestag dafür einsetzen, die gesetzlichen Bestimmungen für die Durchführung der hoheitlichen Bauaufsicht und zivilrechtlichen Bauüberwachung bei solchen Großprojekten des öffentlichen Nahverkehrs zu überprüfen.
Es ist ein Unding, dass offenbar bei U-Bahnprojekten weniger Kontrollen und nur Stichproben gesetzlich vorgeschrieben sind, als bei sonstigen Bauwerken nach Landesbauordnung. Zudem ist es auszuschließen, dass die Funktion der Bauaufsicht auf den Bauherrn übertragen werden kann, da sich so der Kontrollierende selbst kontrolliert.
Die Entwicklung „Privat geht vor Staat“ und die daraus resultierende "Deregulierung" durch die Übertragung der Bauaufsicht auf den Bauherrn haben zu einer Aushöhlung öffentlicher Kontrolle geführt. Effiziente Kontrolle wurde außerdem dem Kostendruck geopfert. Schlamperei und kriminellem Handeln wurden Tür und Tor öffnet. Bei Großprojekten wird so das Leben tausender Menschen gefährdet. Das ist nicht weiter hinnehmbar.
Köln, 22. Februar 2010
Kategorie
Ratsfraktion | Kreisverband | Verkehr | Pressemitteilung | Landtagswahl