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Pressemitteilung: Die Katastrophe in der Severinstraße

Die Katastrophe in der Severinstraße

Die schreckliche Katastrophe in der Severinstraße, der Tod eines jungen Menschen, die Ungewissheit über einen weiteren Vermissten und die obdachlos gewordenen Bewohnerinnen/Bewohner und nicht zuletzt die Zerstörung eines der bedeutendsten historischen Archive in Europa hat über Köln hinaus große Betroffenheit hervorgerufen und nicht nur bei den Anwohnenden im Severinsviertel zu erheblicher Verunsicherung geführt.

Sondersitzung des Rates am 11.3.2009
Auf Initiative von SPD und GRÜNE hat nun der Oberbürgermeister zu einer Sondersitzung des Rates eingeladen, die am Mittwoch, 11. März um 15.30 Uhr stattfindet
Aus Sicht von SPD und GRÜNE sollen der sich allem Anschein nach als Folge des U-Bahn-Baus am 03. März 2009 ereignete Einsturz des Historischen Archivs sowie angrenzender Wohnhäuser, die unmittelbaren Folgen dieser Katastrophe für das betroffene Stadtviertel und die Beratung über anstehende Konsequenzen der einzige Beratungsgegenstand dieser Sondersitzung sein.

Besteht weitere Gefahr?
Besteht im Bereich der U-Bahn-Baustelle eine weitere Gefährdung für die dort lebenden Menschen? Das ist die Kernfrage, die nach Meinung der grünen Ratsfraktion unverzüglich geklärt werden muss. Hier stehen KVB AG, beauftragte Baufirmen und Stadtspitze unmittelbar in akuter Verantwortung, um mit unabhängigen Gutachtern rasch zur Klärung beizutragen und die Bevölkerung umfassend zu informieren.
Es vergrößert die Verunsicherung und erschüttert die Glaubwürdigkeit weiter, dies mit Hinweis auf laufende staatsanwaltliche Ermittlungen zu Ursachen und Verantwortung für die Katastrophe zu unterlassen.

Ernstzunehmende Hinweise
Übereilte Schlüsse und zwangsläufig ins Kraut schießende Spekulationen in den Medien sind sicherlich nicht hilfreich, aber Hinweise von Experten müssen von den Verantwortlichen ernst genommen werden, um eine weitere Gefährdung auszuschließen und Vertrauen aufzubauen.

  • So stellten Gutachter bei der Neigung des Kirchturms von St. Johann Baptist in 2004 nicht nur "systembedingte unvermeidbare" Schäden im Untergrund fest, die durch die verwendete Grabetechnik entstanden seien. Beim Führen der Maschinen seien vielmehr auch "bedienungsbedingte vermeidbare Auflockerungen und Hohlraumbildungen" im Erdreich unter der Kölner Südstadt entstanden. Davon erfuhr die Öffentlichkeit erst in diesen Tagen.
  • Im WDR-TV-Magazin „Westpol“ kritisierte am 8.3.09 der Vizepräsident der Ingenieurkammer NRW, Heinrich Bökamp, dass auf Alarmzeichen nicht reagiert wurde. Die Risse im Stadtarchiv seien nicht auf ihre Ursache überprüft worden. „Da hätte man mehr tun müssen“.
  • Eine mögliche Erklärung für einen Einsturz solchen Ausmaßes bietet Prof. Josef Klostermann, Direktor des Geologischen Dienstes NRW in Krefeld: Ursache für das Unglück könnte ein so genannter Grundbruch sein. „Es ist möglich, dass in Köln die Wasserdurchlässigkeit des Bodens falsch eingeschätzt wurde“, so Klostermann.

Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass eine Gefährdung entlang des U-Bahn-Baus im Severinsviertel nach wie vorhanden sein kann.
Dazu erwarten die GRÜNEN im Kölner Rat eindeutige Antworten von den Verantwortlichen des U-Bahn-Baus.

Große Anerkennung
Unsere große Anerkennung gebührt dem unermüdlichen Einsatz der Feuerwehr und den weiteren Bergungskräften sowie der Führung des Krisenstabs, die seit dem Einsturz des Historischen Archivs und benachbarter Wohnhäuser Tag und Nacht im Einsatz sind und umsichtig handeln.

Großer Verlust
Schwer wiegt zudem der Verlust des historischen Archivs.
Zu Recht bewerten Wissenschaftler den Einsturz des Historischen Archivs als „Super-Gau“ für die historische Forschung in Deutschland und Mitteleuropa. Der Einsturz des Stadtarchivs mit seinen Folgen wird als „größter Schaden an Archivgut seit dem Zweiten Weltkrieg“ gesehen.
Mit der Bergung der verschütteten Kulturgüter des Historischen Archivs wurde begonnen. Viele hoffen, dass zumindest ein Teil der historischen wertvollen Dokumente doch noch gerettet werden kann. Ihre Wiederherstellung wird Jahrzehnte beanspruchen. Die Bergung und Restaurierung erfährt inzwischen breite Unterstützung. Sie benötigt ebenfalls tatkräftige politische Unterstützung – vor allem auch durch die Landes- und Bundespolitik.

Die Bestürzung über den Tod eines jungen Bewohners, die vorhandene Angst der Bewohnerinnen/Bewohner der Severinstraße, die für viele mit den Ereignissen verbundenen traumatischen Erlebnisse sind gegenwärtig.

* Aktuelle Informationen unter <link http: www.gruene-koeln.de>www.gruene-koeln.de

Stand: 09.03.2009
Verantwortlich: Jörg Frank, Fraktionsgeschäftsführer

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