Fluglärm macht krank - Lärmzuschläge für Krachmacher

Fluglärm macht krank. Dies ist inzwischen durch empirische medizinische Untersuchungen erwiesen. Der Mediziner Eberhard Greiser untersuchte die gesundheitlichen Folgen. Durch nächtlichen Fluglärm steigt besonders das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Auf Basis seiner Daten prognostiziert er für die nächsten zehn Jahre 6.300 fluglärmbedingte Neuerkrankungen in der Flughafenregion Köln/Bonn und 750 Todesfälle.

28.02.12 –

Fluglärm macht krank. Dies ist inzwischen durch empirische medizinische Untersuchungen erwiesen. Der Mediziner Eberhard Greiser untersuchte die gesundheitlichen Folgen. Durch nächtlichen Fluglärm steigt besonders das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Auf Basis seiner Daten prognostiziert er für die nächsten zehn Jahre 6.300 fluglärmbedingte Neuerkrankungen in der Flughafenregion Köln/Bonn und 750 Todesfälle.

Fluglärm ist heute eine der größten Umweltbeeinträchtigungen für die Betroffenen in der Nähe von Flughäfen, stellt das Umweltbundesamt fest. Dessen Präsident Jochen Flasbarth erklärte kürzlich: „Lärm ist das am stärksten unterschätzte Umweltproblem in Deutschland. Die gesetzlichen Grenzwerte für Fluglärm reichen nicht aus. Die Belastung ist deutlich zu hoch.“ Vor allem in den Nachtstunden schädigt der Lärm eindeutig die Gesundheit. Nach Schätzung des Bundesumweltamtes entstehen allein im Raum Frankfurt durch Fluglärm in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Kosten von 400 Mio. Euro nur für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Patienten.

Der Köln-Bonner Flughafen ist nachtoffen. An keinem deutschen Flughafen ist vor allem das Problem des nächtlichen Fluglärms größer. In der nächtlichen Kernzeit von 0 bis 5 Uhr finden durchschnittlich mehr als 60 Flugbewegungen statt. Damit liegt Köln/Bonn vor Paris, Madrid und Brüssel sowie den übrigen europäischen Flughäfen. Seitdem der Flughafen Köln/Bonn das Billigflieger-Geschäft für sich entdeckt hat, wächst zusätzlich zum nächtlichen Frachtflugaufkommen auch noch der Passagierflug.
Seit Jahrzehnten fordern die Betroffenen ein Nachtflugverbot oder zumindest spürbare Einschränkungen. Die baldige Durchsetzung eines vollständigen Nachtflugverbots ist unrealistisch.
Der Flughafen hat eine gültige Nachtfluggenehmigung bis 2030. Die rot-grüne NRW-Minderheitsregierung hat aber einen neuen Anlauf unternommen, zumindest den nächtlichen Passagierflugverkehr zwischen 0 und 5 Uhr zu untersagen. Er macht immerhin 30% des Nachtflugverkehrs aus. Der Entwurf für eine Anordnung zum Verbot des nächtlichen Passagierflugverkehrs liegt nun dem amtierenden NRW-Verkehrsminister Voigtsberger (SPD) vor. Der grüne Abgeordnete Horst Becker, bis zur Auflösung des Landtags parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, hat dieses Verfahren vorangetrieben. Weder rechtliche noch wirtschaftliche Gründe stehen der Einführung entgegen. Die von Flughafenchef Garvens behauptete Existenzgefährdung ist Unsinn. Der Anteil des Nachtflugs am gesamten Passagierflugverkehr beträgt nur 5%. Billigt Voigtsberger die Anordnung, bedarf sie allerdings der Zustimmung des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU), der jedoch bereits seine Ablehnung signalisiert hat. Im Zweifelsfall entscheidet die nächste Bundestagswahl über die Einführung dieses Verbots.

Umso wichtiger ist es, kurzfristig auch anderweitige wirksame Maßnahmen zur Verminderung des Fluglärms zu realisieren. Dazu gehört u. a. ein Lärmminderungskonzept, aber auch eine Entgeltregelung. Deutsche Großflughäfen, wie z.B. Frankfurt, Berlin und Hamburg, haben längst ihre Entgelte für Starts und Landungen mit Lärmzuschlägen – gestaffelt nach Lärmklassen und Zeitzonen – differenziert. Durch die Sanktionierung lauter Flugzeuge per Lärmzuschlag wird für die Fluggesellschaften ein spürbarer Anreiz geschaffen, die Krachmacher durch lärmarmeres Fluggerät zu ersetzen. Der Einsatz lauter Maschinen, wie der MD11, darf sich wirtschaftlich nicht mehr lohnen. Nirgendwo ist es billiger als in Köln/Bonn, mit lauten Maschinen zu starten bzw. zu landen. Die GRÜNEN wollen dies rasch ändern und werden eine Initiative ergreifen.

Jörg Frank

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