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„Belehrungsschulen umwandeln in Häuser des Lernens“

Eine lebhafte Diskussion über Bildungspolitik in NRW im Allgemeinen und in Köln speziell am Beispiel der geplanten Gesamtschule Nippes entspann sich am 3. März 2010 bei einer Veranstaltung, zu der die GRÜNEN eingeladen hatten.

04.03.10 –

Über 40 Personen waren der Einladung der GRÜNEN gefolgt und versammelten sich am Mittwoch, dem 3. März 2010, zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Thema „Eine Schule für alle – in Nippes und NRW“ in der Aula der Schule Brehmstraße. Hier soll ab diesem Sommer eine Gesamtschule ihren Betrieb aufnehmen – so der politische Wille im Rat der Stadt Köln. Doch der Regierungspräsident (RP) hat den dazugehörigen Ganztagsbetrieb nicht genehmigt. Dass das genug Zündstoff für eine angeregte bildungspolitische Diskussion ist, zeigte das engagierte Podium, das von dem grünen Landtagsdirektkandidaten Arndt Klocke moderiert wurde. Zu Gast waren die grüne NRW-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann, der schulpolitische Sprecher der grünen Ratsfraktion in Köln Horst Thelen, die Kölner Schuldezernentin Dr. Agnes Klein, der Direktor des Humboldt-Gymnasiums Harald Junge und Peter Heim, der Sprecher der Elterninitiative Genial, die sich maßgeblich für eine Gesamtschule Nippes eingesetzt hat.

Alle Beteiligten waren sich einig, das gemeinsames Lernen unterschiedlichster Schülerinnen und Schüler für alle förderlich ist. „An Gesamtschulen ist ein ganz anderes soziales Lernen möglich“, konstatiert Sylvia Löhrmann, die selbst ausgebildete Lehrerin ist. Auch die Anmeldezahlen, zum Beispiel für die Nippeser Gesamtschule, würden zeigen, dass diese Schulform Zukunft hat, bestätigte Schuldezernentin Klein. Doch um NRW flächendeckend mit Gesamtschulen auszustatten, bedarf es eines Richtungswechsels in der Bildungspolitik. „Und da liegen wir Grünen ganz vorn“, erinnert Arndt Klocke. Unter grüner Regierungsbeteiligung werde dafür gesorgt werden, dass das enge Korsett des dreigliedrigen Schulsystems abgeschafft wird, ohne es durch neue Zwänge zu ersetzen. Da ist vor allem auch Harald Junge, der ein gut gehendes Gymnasium führt, wichtig. „Hier darf nicht mit der Brechstange vorgegangen werden“, sagt er. Doch das wolle man auch nicht, beruhigt Sylvia Löhrmann. „Wir Grüne wollen eine Reform einleiten und kein Chaos anrichten. Wir wollen Wege eröffnen, Schulen von innen heraus zu erneuern und Belehrungsschulen in Häuser des Lernens umzuwandeln.“

Im konkreten Fall der Gesamtschule Nippes waren sich Podium und Publikum einig, dass es unverständlich ist, warum sich der RP ausgerechnet gegen den Ganztagsbetrieb stellt. Die Stadt Köln wird nun gerichtlich gegen diesen Bescheid vorgehen; die Elterninitiative Genial überlegt als Nebenkläger aufzutreten. Bis zu einer abschließenden Entscheidung wird die Gesamtschule ohne Ganztagsunterricht ihren Betrieb aufnehmen. „Das ist kein Problem. Wir haben die Genehmigung und das Geld zumindest für eine Übermittagsbetreuung. Und so können wir im Sommer starten“, erklärt Agnes Klein. Wesentlich beunruhigter sind die Eltern über einen geplanten Standortwechsel. Die Schule Brehmstraße wird auf Dauer zu klein sein. Zurzeit kursieren Gerüchte über eine Verlagerung nach Longerich, was den anwesenden Eltern gar nicht gefällt. „Was ist mit dem Clouth-Gelände als neuer Standort?“, fragt Elternvertreter Peter Heim. Ratsherr Horst Thelen rät ab, diese Idee weiter zu verfolgen. Auch weil er zu gut weiß, wie leer die Stadtkasse ist. Bildung ist leider auch immer eine Frage des Geldes ...

 

Text und Bilder: Christiane Martin

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Kreisverband | Landtagswahl