Katharina Dröge

Direktkandidatin Wahlkreis Köln III

Landesliste Platz 5

 

Katharina im Interview

16 Cent mehr für den Liter Benzin, ist das viel?

„Für Menschen mit geringem Einkommen ist das mit Sicherheit viel. Da macht das am Ende des Monats schon einen Unterschied, wenn sie pendeln müssen und keine Alternative haben als das Auto auf dem Weg zur Arbeit zu nehmen. Mit unseren Vorschlägen wie dem Energiegeld oder der Absenkung der EEG-Umlage kommt das Geld wieder zu den Menschen zurück. Bei vielen kann dann sogar eine Entlastung rauskommen.“

Wir wollen das Energiegeld an diejenigen zurückzahlen, die wenig CO2 verbrauchen, Armin Laschet will hingegen die Pendlerpauschale erhöhen. Was hältst du davon?

„Das Instrument ist sozial nicht am gerechtesten. Denn die Entlastung hängt dann von dem Steuersatz ab, den du zahlst. Damit werden Leute mit mittlerem und hohem Einkommen stärker entlastet als Leute mit geringerem Einkommen. Ein Energiegeld zahlt das Ganze pro Kopf an die Menschen zurück und übrigens auch an Familien mit Kindern, die bekommen dann mehr, weil das Kind auch das Energiegeld bekommen könnte. Auf der anderen Seite verliert es seine Lenkungswirkung, weil der CO2-Preis ja dazu da sein soll, auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen, entweder auf das Elektroauto, wenn das möglich ist, auch auf den Zug. Lange Strecken mit dem Verbrenner müssen also teurer werden und Alternativen billiger, da führt die Pendlerpauschale erstmal zum Gegenteil. Deswegen ist es für das Klima nicht gut und sozial ungerecht.“

Die These hält sich hartnäckig, dass Grüne und Wirtschaftsthemen nicht gut zusammenpassen. Du hast Volkswirtschaftslehre an der Uni Köln studiert. Was würdest du gern entgegnen?

„Das ist ein Vorurteil, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Dazu kann man sich mal die Dichte an Ökonom*innen in der Grünen Bundestagsfraktion anschauen. Aber mal ernsthaft: Es gibt mittlerweile unfassbar viele Unternehmen, die mit grünen Geschäftsmodellen ihr Geld verdienen und noch viel mehr Unternehmen, die eigentlich in einem Wandel zur klimaneutralen Wirtschaft ihre Zukunft sehen. Das hält sich zwar hartnäckig, aber die Welt ist längst weiter. Selbst die Grundstoffindustrie, also Stahl, Chemie, Aluminium, etc., die einen hohen Energiebedarf haben und für einen hohen Anteil der CO2-Emissionen verantwortlich sind, wissen mittlerweile, dass sie gar keine Chance haben, als auf diesen Zug aufzuspringen und damit die ersten und innovativ zu sein und damit Arbeitsplätze zu sichern. Unsere Politik bietet Unterstützung an und Regulierung ist eher eine Einladung mitzumachen.“

Als Abgeordnete gibt es keine Elternzeit – du aber hast in deiner Zeit im Bundestag zwei Kinder bekommen. Nur ein Beispiel, das zeigt, dass unsere Regeln von Männern für Männer gemacht wurden? 

„Auf der einen Seite schon, auf der anderen Seite ist es bei Abgeordneten schwierig, weil das Mandat nicht teilbar ist. Wenn ich es zurückgebe, kann ich es nicht wiederhaben. Was allerdings wichtiger wäre, ist, dass wir eine Politik schaffen, in der mit Kindern mehr möglich ist. Beispielsweise ist es verboten, das Kind mit in den Plenarsaal zu nehmen, außer zu ganz wichtigen Abstimmungen. Wenn ein Baby aber im Kinderwagen schläft und niemanden stört, kann es auch hinten im Kinderwagen liegen. Das sind einfach Sachen, die sind total kinderfeindlich. Das muss sich ändern – für Mütter und Väter.“

Die stellvertretende Bundesvorsitzende Ricarda Lang hat nach einem starken Talkshow-Auftritt viel Hass in den sozialen Medien erfahren. Müssen Frauen immer noch mehr ertragen, wenn sei Politik machen?

„Absolut. Es gibt da einen eklatanten Unterschied im Umgang in der Öffentlichkeit mit Frauen in der Politik. Frauen werden immer stärker mit Blick auf ihr Äußeres kommentiert. Sowohl die Frage, wie viel wiege ich, wie sehe ich aus, was für eine Frisur habe ich, aber es wird dann auch als Waffe genutzt, um abwertend zu kommentieren, zu verunsichern. Oft sind da auch sexuelle Anspielung mit drin, um Frauen klein zu machen. Es geht aber auch um die Art wie man redet, was für eine Stimme man hat, das ist bei Männern in diesem Umfang nicht so. Und es wird auch immer versucht, Frauen mit Blick auf ihre Kompetenz klein zu machen. Bei mir ist es ganz oft passiert, wenn ich im Radio Interviews zu Wirtschaftspolitik gegeben habe, dass ich dann Zuschriften von Männern bekam – immer von Männern, nie von einer Frau – die anfingen mit dem Satz ‚Nur weil Sie VWL studiert haben, glauben Sie, Ahnung zu haben‘. Ich habe mich immer gefragt, woher kommt das, weil in Interviews wird das gar nicht genannt. Die denken scheinbar, ach das ist ja nur eine von den Grünen, die hat bestimmt eh keine Ahnung, googlen mich und stellen fest, ach, die ist ja sogar Volkswirtin und dann kommt der Gedanke, aber nur, weil sie das studiert hat, glaubt sie jetzt Ahnung zu haben. Das erleben Frauen ganz häufig.

Was sind die positiven Auswirkungen für Kölner*innen, wenn sie im September Grün wählen?

Köln könnte sehr davon profitieren, grüner zu sein. Mehr Erneuerbare Energien auf den Dächern, aber die Bundesregierung blockiert da gerade das Thema Bürgerenergie, was für Köln so wichtig wäre. Was das Thema Solarenergie angeht, ist Köln noch unterdurchschnittlich unterwegs. Köln könnte leiser werden, indem beispielsweise ein Nachtflugverbot am Flughafen Köln-Bonn umgesetzt würde. Köln könnte bezahlbarer werden und Köln könnte im Sommer erträglicher werden, wenn unsere Konzepte zur klimagerechten Stadt durchgesetzt würden, zum Beispiel durch grüne Dächer.

Feierst du gern Karneval und was war dein bisheriges Lieblingskostüm?

Ich bin sogar Mitglied in einem Karnevalsverein, er ist ganz klein und familiär und da gehen wir total gern hin. Mein bisheriges Lieblingskostüm weiß ich gar nicht mehr, ich weiß aber schon, was ich beim nächsten Mal werden will: Fliegenpilz. Die Union hatte ja die lustige Kampagne, dass die Grünen wie ein giftiger Fliegenpilz seien. Da das einigermaßen albern war, dachte ich mir, dann werde ich Fliegenpilz.