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Zum Jahrestag des Kölner Archiveinsturzes: Mahnung und Verpflichtung

Vor einem Jahr stürzte innerhalb weniger Minuten das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Zwei Menschen mussten in dem ebenfalls einstürzenden Nachbarhaus ihr Leben lassen. Diese schreckliche Katastrophe vom 3. März 2010 markiert für Köln einen tiefen Einschnitt. Es bleibt für die Menschen in Köln bis heute ein traumatisches Erlebnis.

Einzigartige Dokumente eines der größten und bedeutungsvollsten städtischen Archive in Europa wurden verschüttet. Noch nie war seit dem letzten Weltkrieg Kulturgut in einer solchen Dimension von Vernichtung bedroht. Das Ausmaß der Zerstörung ist bis heute nicht exakt bestimmbar. Noch immer dauern die Bergungsarbeiten von Archivalien an. Immerhin konnten bislang 85% der verschütteten Archivalien zumindest geborgen werden. Unsere Anerkennung und unser Dank gelten all denjenigen, die beruflich, aber auch ehrenamtlich mit aller Kraft die Rettung der Archivalien betreiben.

Die Restaurierung und Digitalisierung wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Es ist eine kulturelle Verpflichtung von bundesweiter und europäischer Bedeutung. Somit ist es aber auch eine Aufgabe, die von Bund und Land unterstützt werden muss. Um so beschämender ist es, dass sich bis heute sowohl die Bundes- als auch die Landesregierung weigern, finanzielle Zusagen zur Unterstützung der geplanten Stiftung für die Restaurierung abzugeben. Die Stadt Köln hat hingegen bereits weit mehr als die Versicherungssumme von 61 Mio. € in die Wiederherstellung des Archivguts investiert.

Auch wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, so ist zweifellos der Nord-Süd-U-Bahnbau die Ursache für den Archiveinsturz. Die jüngsten Enthüllungen über offensichtlich systematischen Pfusch in großem Ausmaß am U-Bahnbau, der mit krimineller Energie betrieben wurde, hat die Menschen in Köln und der gesamten Republik erschüttert und das Vertrauen in die handelnden Baufirmen und die Kölner Verkehrsbetriebe untergraben.

Daher ist der Jahrestag auch Anlass zur Mahnung, alles Erdenkliche zu tun, um weitere Gefährdungen durch den U-Bahnbau für die Bevölkerung auszuschließen.
Nicht minder ist es notwendig, die Aufklärung über das gesamte Desaster mit aller Entschiedenheit voranzutreiben, damit rechtliche, strukturelle und auch personelle Konsequenzen gegenüber den Verantwortlichen gezogen werden können. Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, verloren gegangenes Vertrauen der Bevölkerung wieder herzustellen.

Köln, 01. März 2010

Bündnis 90 / Die Grünen im Kölner Rat
Für den Fraktionsvorstand

Barbara Moritz und Jörg Frank

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