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Gerling-Quartier: Start für den Wandel

von Barbara Moritz Am 23. März entscheidet der Rat über den Bebauungsplan „Gereonshof“. Der Stadtentwicklungsausschuss befürwortet ihn einstimmig. Damit ist nun der Weg für einen Strukturwandel im Friesenviertel frei. Als die Talanx-Holding (HDI) 2004 den Gerling-Konzern kaufte, war dies ein schwerer Schlag für den Versicherungsstandort Köln. Sah es doch zunächst so aus, als würden alle Arbeitsplätze nach Hannover verlagert. Schließlich hielten HDI-Gerling-Leben und Ampega in Köln ca. 2000 Beschäftigte. Im September 2009 zog das Unternehmen in die Rheinparkhallen. Seitdem stehen die Gerling-Bauten im Friesenviertel leer.

22.03.10 – von Barbara Moritz –

Am 23. März entscheidet der Rat über den Bebauungsplan „Gereonshof“. Der Stadtentwicklungsausschuss befürwortet ihn einstimmig. Damit ist nun der Weg für einen Strukturwandel im Friesenviertel frei. Als die Talanx-Holding (HDI) 2004 den Gerling-Konzern kaufte, war dies ein schwerer Schlag für den Versicherungsstandort Köln. Sah es doch zunächst so aus, als würden alle Arbeitsplätze nach Hannover verlagert. Schließlich hielten HDI-Gerling-Leben und Ampega in Köln ca. 2000  Beschäftigte. Im September 2009 zog das Unternehmen in die Rheinparkhallen. Seitdem stehen die Gerling-Bauten im Friesenviertel leer.

Wandel
Für die Stadtentwicklung tat sich indes eine ungeheure Chance auf. Ein monostrukturierter Bürostandort kann sich wieder zu einem lebendigen, innerstädtischen Viertel  mit unterschiedlichen Nutzungen wandeln, wobei Wohnen prägend sein soll. In der Folge gab die Verwaltung eine Strukturuntersuchung für die gesamte nordwestliche Cityrandlage (Friesen-, Gereons- und Stadtgartenviertel) in Auftrag, um die Potentiale und die Randbedingungen einer Umnutzung zu untersuchen. In zwei Workshops wurden die Grundlagen des Auslobungstextes für ein städtebauliches und architektonisches Gutachterverfahren erarbeitet, mit dem Ziel, die Identität des Quartiers zu erhalten, die Insellage aufzuheben und es zugleich für die neuen Nutzungen weiterzuentwickeln. Das Wettbewerbsgebiet umfasst eine Grundstücksfläche von ca. 33.000 qm mit einer Bestandsbruttogeschossfläche von ca. 72.000 qm. Da der Bestand aufgrund des Denkmalschutzes nicht flächeneffizient ist, musste der Investor Frankonia Eurobau AG verwertbare Neubauflächen entwickeln.

Nachverdichtung
Das Thema Nachverdichtung stand deshalb von Beginn an im Mittelpunkt der Diskussion und blieb bis heute auch der Streitpunkt zwischen Investor, Verwaltung und Bürgerschaft. Für die GRÜNEN ist Nachverdichtung per se nicht negativ, sondern unter dem Gesichtspunkt des sparsamen Flächenverbrauchs notwendig. Zu Recht wird über das Maß gestritten. Es stellte sich schnell heraus, dass die vom Investor gewünschten zusätzlichen 20.000 qm Bruttogeschossfläche nicht zu realisieren sind. In einem zweistufigen Verfahren (1. Stufe: 12 Teilnehmende, 2. Stufe 3 Teilnehmende) zeichnete das Preisgericht einstimmig den städtebaulichen Entwurf des Büros Kister, Scheithauer, Gross aus. Die Büros Steidle und Petzinka, Pink sollen in der Realisierung von Einzelbauten ebenfalls beauftragt werden. Während der Bürgerbeteiligung und auf mehreren Versammlungen wurde vehemente Kritik an der Planung laut.

Streitthemen
Hauptkritikpunkte waren die autofreie Gestaltung des Gereonshofes wegen befürchteter Umwegfahrten, der Kopfbau am Gereonshof/Ecke von Werth-Straße, die Höhe der Bebauung entlang der Christophstraße und nicht zuletzt die Höhe der Platzränder am Gereonskloster. Beide Seiten – Bürgerinitiative und Verwaltung – bezogen sich dabei auf das beschlossene Höhenkonzept, was im Falle des Gereonsklosters zwei Bezugshöhen festsetzt, nämlich Traufe des Hauptschiffes der Kirche und Bestandsbebauung am Platz.  Der Bestand der Platzbebauung bewegt sich in Traufhöhen zwischen 9,07 m, 15,85 m und 18,51 m. Die Bürgerinitiative forderte eine Höchsttraufgrenze von 15 m und eine Viergeschossigkeit rund um den Platz. Der Bebauungsplan sieht hingegen Traufhöhen bis maximal 17,60 m vor. Immerhin weniger als die Traufhöhe des Hauptschiffes von St. Gereon (20,1 m). In zahlreichen Gesprächen erklärte sich der Investor zu einigen Zugeständnissen bereit:

  • Die Gasse zwischen der nördlichen Randbebauung und dem Historischen Archiv soll von 3,75 auf 5,09 aufgeweitet werden.
  • Das Staffelgeschoss auf dem Gebäude entlang der Christophstraße soll um 70 cm zurückgesetzt werden.
  • Der Dachaufbau des  Eckgebäudes Gereonskloster 18 (südlich) wird deutlich reduziert.

Fazit
Die GRÜNEN bewerten diese Kompromisse für akzeptabel und werden sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass während der Bauphase keine Baustelleneinrichtungen auf Grünflächen entstehen, dass Ersatzbaumpflanzungen entlang der Christophstraße erfolgen, dass nach Fertigstellung des Quartiers eine Verkehrserhebung gemacht wird und ggf. verkehrslenkende Maßnahmen zur Unterbindung des Durchgangsverkehrs in den Wohnstraßen – vor allem der Spiesergasse – erfolgen und dass das städtische Grundstück zur Errichtung des Torhauses am Gereonshof in Erbpacht vergeben wird. Der Baubeginn sollte nicht länger hinausgezögert werden. Ein Scheitern des Projektes wäre nicht nur für den Investor ein enormer Schaden, sondern letztlich auch für die Stadt Köln. 

Kategorie

Ratsfraktion | Stadtentwicklung | Verkehr