Oper und Schauspielhaus: Grünes Licht für die Sanierung

Mit der Entscheidung des Kölner Rates am 1. März zur Sanierung von Schauspiel- und Opernhaus wurde ein positiver Schlusspunkt unter eine langwierige Kontroverse gesetzt, die Öffentlichkeit und Rat seit dem von Oberbürgermeister Schramma verhängten Planungsstopp im Sommer 2009 mit viel Leidenschaft beschäftigte.

Diese Entscheidung macht nun den Weg frei, die längst überfällige Sanierung des Opernquartiers am Offenbachplatz endlich in Angriff zu nehmen. Die beschlossene Variante 6.0. beinhaltet keinerlei Abstriche an eine moderne Funktionalität der Bühnen und gibt auch keine Spielstätten auf. So bleiben Kinderoper und die kleine Bühne des Schauspiels („Studiobühne“) am Offenbachplatz als integraler Bestandteil der Bühnen. Der Beschluss umfasst auch eine Sanierung der Opernterrassen. Das Gebäude soll zukünftig die „kleine Bühne“ und eine Gastronomie beherbergen. Im Haupthaus soll in der bisherigen Bühnenkantine eine Gastronomie entstehen. Auch für die Belebung des Offenbachplatzes ist diese Gastronomie mit Außenbereich notwendig. Die Etablierung von „kleiner  Bühne“ und Kinderoper am Offenbachplatz soll diese Belebung fördern.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass zukünftig das sanierte Haus auch von der freien Szene mitgenutzt werden kann. Die Bühnenleitung hat den Auftrag, dafür ein Konzept zu erarbeiten. Insgesamt ist die Entscheidung kulturell wie finanziell abgewogen. Sie stärkt Kölns Zukunft als Kulturstadt.

Fortschritt

Ein weiteres Plus besteht darin, dass die Sanierungsvariante deutlich preiswerter als die Teilsanierungs-/Neubauvariante ist, die SPD und FDP im Rat am 17.12.2009 durchdrückten. Sie lag bei knapp 300 Mio. Euro. Nachträglich stellte sich heraus, dass die Planung heute übliche bauökologische und energetische Standards gar nicht berücksichtigt hatte. Hohe Folgekosten wären damit vorprogrammiert gewesen. Die Variante 6.0 hat diese Standards einkalkuliert.

Striktes Controlling

Nun soll die Sanierung auf Basis der Variante 6.0 umgesetzt werden. Dafür wurden die Gesamtbruttokosten auf 253 Mio. Euro limitiert. Diesem von der grünen Ratsfraktion vorgelegten Antrag stimmten letztlich GRÜNE, CDU und FDP gegen SPD und Linke zu. In der Gesamtabstimmung enthielt sich die SPD. Der Beschluss beinhaltet auch, die Einführung eines externen Baukosten-Controllings mit kontinuierlicher Berichterstattung an den Rat. Außerdem wurde der Geschäftsleitung des Eigenbetriebs Bühnen aufgegeben, die Kosten für die Sanierung des Orchesterproberaums Stolberger Straße (Kostenschätzung 2,3 Mio. Euro) und des Produktionszentrums Oskar-Jäger-Straße (Kostenschätzung 9 Mio. Euro) deutlich zu reduzieren. Der Rat erwartet für das Produktionszentrum eine Kooperation mit anderen Institutionen, die z.B. auch Bühnen- und Kulissenbau betreiben.

Abwägung

Am 7.10.2010 hatten SPD und GRÜNE in einer gemeinsamen Initiative der Bühnenleitung mit einem Prüfkatalog beauftragt, diverse Varianten in Hinsicht auf Kosteneinsparung und Funktionalität zu untersuchen. Diese Prüfaufträge wurden bearbeitet und in verschiedenen Varianten dargestellt. Im Ergebnis wurde aber deutlich, dass diese Varianten den zu erzielenden „Mehrwert“ einer Sanierung nicht bieten können, sondern zu dauerhaften Einschränkungen führen. Das gilt auch für die von der SPD-Fraktionsspitze Anfang Januar in die Diskussion gebrachten Ideen.

Nach intensiver Abwägung der Vor- und Nachteile entschied sich die grüne Ratsfraktion für die Variante, die auch Kinderoper und Studiobühne angemessen berücksichtigt. Die übrigen Varianten hätten zu empfindlichen Einbußen bei der Funktionalität geführt, ohne dabei Kostenvorteile zu bieten. Im Gegenteil, sie wären bis zu 9,2 Mio Euro teurer gewesen.

Solo-Idee

Die Solo-Idee von SPD-Fraktionschef Martin Börschel für eine gemeinsame Spielstätte von Kinderoper und Kleiner Bühne hätte eine empfindliche Beeinträchtigung der Funktionalität zur Folge gehabt. Auch die Raumatmosphäre wäre bei einer gemeinsamen Spielstätte nachteilig: Während die Kinderoper einen „warmen Raum“ benötigt, lässt sich experimentelles Theater in der kleinen Bühne schwerlich unter einem Sternenhimmel vorstellen. Bei der Raumakustik wären unbefriedigende Kompromisse notwendig gewesen. Fazit: Eine gemeinsame Spielstätte hätte zu deutlichen Einbußen in Funktionalität, Betriebsabläufen und Logistik geführt. Höhere Betriebskosten wären dann absehbar.

Mehrwert

Kinderoper und „Kleine Bühne“ des Schauspiels möchten perspektivisch ihr Angebot vergrößern. Die Kinderoper plant statt bislang jährlich 90 Aufführungen in der Zeit vor dem „Interim“ eine Programmerweiterung für Jugendliche und damit ca. 150 Aufführungen im Jahr. Für die „kleine Bühne“ sind zukünftig 180 Aufführungen im Jahr vorgesehen, Derzeit sind es 100 bis 140 Aufführungen. Dafür sind im sanierten Gebäude auf Basis der Variante 6.0 die Kapazitäten gegeben. Derzeit führen mangelnde Lagerkapazität und Störungen durch den Logistikablauf zu einer begrenzten Vorstellungsanzahl. Müssten sich beide Bühnen einen Raum teilen, gäbe es diese Perspektive nicht, sondern stattdessen erhebliche Dispositionsprobleme.
Die grüne Ratsfraktion legte für ihre Entscheidung Sachargumente zugrunde. Die  kulturellen, städtebaulichen und finanzwirtschaftlichen Aspekte wurden intensiv abgewogen. Dabei waren die Ergebnisse des Prüfauftrags durch Ratsbeschluss vom 7.10.2010 sehr hilfreich. 

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