Pressekontakt der Ratsfraktion

MONIKA RECH-HEIDER

Telefon

0221 221 323 79

Kontakt

E-Mail: monika.rech-heider@remove-this.stadt-koeln.de
Postanschrift: Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kölner Rat • Rathaus - Spanischer Bau • Rathausplatz 1 • 50667 Köln

Pressekontakt der Partei

ELISABETH HUTHER

Telefon

0221 7329856
0176 4736 5209

Kontakt

E-Mail: presse@remove-this.gruenekoeln.de
Postanschrift: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Kreisverband Köln • Ebertplatz 23 • 50668 Köln


Archiv Pressemitteilungen

Über die Jahre haben sich viele Pressemitteilungen und Kommentare zum aktuellen politischen Geschehen angesammelt. Hier sind die Pressemitteilungen der GRÜNEN im Kölner Rat aus den letzten Jahren zu finden. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern. Sollte etwas spezielles gesucht werden, so verwenden Sie bitte auch unsere Suchfunktion.

2019 haben wir unsere Webseite erneuert, die älteren Mitteilungen sind nur teilweise dem neuen Design angepasst worden ;-).

Kölner Kulturchaos?

lur„Die Kunst besteht darin, mit begrenzten Ressourcen das Maximum an Qualität zu schaffen anstatt das Unmögliche zu fordern.“ (Brigitta von Bülow)

Im Rahmen der von der CDU beantragten „Aktuellen Stunde“ zum „Kölner Kultur-Chaos“ in der Ratssitzung am 15. Mai 2012 sprach für die grüne Ratsfraktion Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin:
[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

eine scheinbar never ending story geht einer Lösung entgegen.
Der Hauptausschussbeschluss und die Dringlichkeitsentscheidung zu den Bühnenfinanzen zeigen: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. 
In diese Situation hinein kommen der FDP-Antrag  sowie der CDU-Antrag auf Durchführung einer aktuellen Stunde, unter dem reißerischen Titel
„Kölner Kulturchaos – wie geht es weiter?“

Beim Lesen der Begründung des Antrages  wurde ich das Gefühl nicht los, dass  es den Antragstellern gar nicht wirklich um Lösungen geht. Anstelle von Deeskalation wird Öl ins Feuer gegossen, polarisiert. Heute höre ich von CDU und FDP etwas andere Töne, das ermutigt – wir werden sehen, wie es sich entwickelt.

Meine sehr verehrte Damen und Herren von der CDU – und ich schließe hier auch die FDP mit ein – lassen Sie mich festhalten: Natürlich wäre es schön, hätten wir in dieser Stadt so viel Geld zur Verfügung,  dass  wir mehr Geld für die Kultur ausgeben könnten. Aber Sie wissen ganz genau, dass dies nicht der Fall ist. Und Sie wissen, dass jede Mehrausgabe dazu führt, dass entweder an anderer Stelle in der Kultur oder in anderen Bereichen gekürzt werden muss.
Der Verantwortung der Abwägung muss man sich als Opposition stellen.

"Kölner Kulturchaos" – Sehen wir uns das sogenannte Chaos genauer an:  Ein Blick in die Chaosforschung verdeutlicht, dass  im scheinbar regellosen Verhalten chaotischer Systeme bestimmte universelle Strukturen und Prinzipien zu entdecken sind,  dennoch  ihr Verhalten nicht langfristig vorhersagbar ist. Und dass kleine  Ursachen  große Wirkungen haben können. Es zeigt sich also ein nicht vorhersagbares Verhalten, das sich zeitlich scheinbar irregulär entwickelt.
Ich denke, dies beschreibt die Situation der Bühnenfinanzen in den letzten Jahren durchaus zutreffend. Bleiben wir aber nicht bei der Chaos-Theorie stehen, sondern wenden uns Friedrich Nietzsche zu: „Man muss das Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären.“
 
Beim Umgang mit knappen Mitteln aber habe ich keine Sympathie für das Chaos.
Es geht um kreative Lösungen im Konflikt. Dabei kann der Blick über den Kölner Tellerrand hinaus den Rhein aufwärts und abwärts sicher Perspektiven eröffnen.
Und es geht um Aufarbeitung und Schadensbegrenzung.

Köln steht zu seinen Bühnen. Oper und Schauspielhaus werden saniert. Interimsstätten wurden nach den Wünschen von Oper und Schauspiel angemietet. Oper und Schauspiel sind künstlerisch im Aufschwung. Der Sanierungsbeschluss steht für Häuser mit hohem funktionalen Standard und somit zukunftsfähige Orte für künstlerische Qualität, offen für unterschiedliche Formate und kreative Experimente.  Damit hätte alles gut sein können, wäre da nicht das wirtschaftliche Führungsdesaster.
Seit 2009 existiert kein Jahresabschluss des Bühnenbetriebs. 4 Mio. Euro Rücklagen, gedacht für die Interimszeit, wurden von der Oper mit Ausnahme des China-Gastspiels einfach ohne Beschluss des Betriebsausschusses verbraucht.
Ich erinnere an die dann zurückgezogene  Beschlussvorlage des Kulturdezernenten  zum Sonntag aus Licht vom 8. September 2009, in der  noch von 5,6 Mio Euro Rücklagen die Rede war. Jetzt sind diese Rücklagen einfach nicht mehr vorhanden!

Seit der Spielzeit 2009/2010 wurden – entgegen der Betriebssatzung – trotz regelmäßiger Nachfrage und Aufforderung den Ratsgremien keine Wirtschaftspläne vorgelegt. Die im Haushalt festgelegten Zuschüsse wurden überschritten. Und in Zeiten, in denen in anderen Städten erhebliche Budget-Kürzungen und sogar  Häuserschließungen bevorstehen, fordern der Beigeordnete und  der Opernintendant  5 Mio. Euro mehr Zuschuss. Die Bühnenleitung ist zerrüttet, der Kulturdezernent greift nicht konfliktlösend und disziplinierend ein. 

Grüne und SPD haben nun den im Haushaltsplan-Entwurf 2012 ausgewiesene Betriebskostenzuschuss von 49,167 Mio. Euro  um 1,98 Mio. Euro für 2012/2013 erhöht. Zudem haben wir eine Kreditaufnahme ermöglicht, um die kommende Spielzeit zu sichern.
Damit wird den Bühnen ein Weg aus der Sackgasse eröffnet. Angesichts der tiefen Haushaltskrise ist die Bereitstellung dieser zusätzlichen Mittel ein erheblicher Kraftakt. Oper und Schauspiel können ihr Programm entsprechend gestalten, im Sinne des Publikums, der Beschäftigten und der Kölner Kultur.

Wir lassen aber nicht zu, dass die Bühnen auf Kosten anderer bedient werden. Die Kultur muss in ihrer Vielfalt erhalten bleiben, ganz im Sinne des Kulturentwicklungsplan, der die freie Szene und die Institutionen als gleichberechtigte Säulen im Kulturleben anerkennt.

Für die Zukunft sind – auch mit der hervorragenden Aussicht auf sanierte Häuser in 2015 - Besonnenheit und Realitätssinn gefragt. Die Kunst besteht darin, mit begrenzten Ressourcen das Maximum an Qualität zu schaffen anstatt das Unmögliche zu fordern.

Und dafür stehen Grüne und SPD. Uns liegt daran, den Bühnen eine verlässliche mittelfristige Finanzplanung zu ermöglichen, uns liegt daran, die Bühnen in ihren Budgets langfristig zu sichern – auch dafür unterschiedliche Wege und kreative Lösungen zu suchen.
Der Ursprung unseres Theaters liegt in Griechenland. Vielleicht lässt sich auch heute noch aus der Griechischen Theaterwelt lernen. Sotiris Hatzakis, der Intendant der nordgriechischen Nationaltheater, beschreibt seine Situation im Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 4.5.2012 folgendermaßen:  „Wir haben lange genug über unser Elend geredet. Wir müssen jetzt kreativ sein. Ich sage meinen Schauspielern: „Träumt mit mir außerhalb des Repertoires“. Die Reaktion ist enorm – Die Aufführungen sind ausverkauft… Und Leute, die sich den Eintritt nicht leisten können, kommen nun für ein Päckchen Mehl oder Nudeln hinein“.

Glücklicherweise ist unsere Lage nicht so prekär. Aber von der Kreativität lässt sich sicher lernen.
Wenig zielführend ist es jedoch,  wenn sich die Verantwortlichen in dieser Situation wegducken. Ich zitiere unseren zuständigen Kultur-Beigeordneten im Interview im aktuellen  „KlassikInfo“: „Die Bühnen haben keine Quartalsberichte vorgelegt, da sie noch nicht einmal einen Wirtschaftsplan hatten. Deswegen machten auch Quartalsberichte keinen Sinn. Weil Quartalsberichte eine Fortschreibung eines Wirtschaftsplanes sind, denn da geht es ja drum, dass man die Sollzahlen mit den Ist-Zahlen vergleicht und die Veränderungen kontrollieren kann. Deswegen beißt sich dieser Hund oder die Katze immer wieder in den eigenen Schwanz.“

Sind wir da wieder bei der  Chaostheorie?
Ich meine, das darf es nicht sein, wenn es um die Finanzen geht. Einige Wege sind geebnet. Der Wirtschaftsplan für 2011/12 liegt vor. Grüne und SPD arbeiten daran, dass weitere Schritte folgen.
Und irgendwann – um noch einmal Nietzsche zu bemühen - werden wir das Chaos positiv wenden können. Ich zitiere noch einmal: „Man muss das Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären“ – und das wünschen wir uns dann vor allem für die Zukunft der Bühnen in ihrer künstlerischen Arbeit.

Kategorie

Ratsfraktion | Kunst & Kultur | Pressemitteilung