„Rathaus Ratlos“ setzt seine Serie über bürgerschaftliche Netzwerke und Initiativen fort, die bürgerschaftliches Engagement in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen umfassen – auch in der Kultur. Bürgerinitiativen, Vereine und Selbsthilfeprojekte berichten über ihre Arbeit, ihre Entstehung, ihre Erfahrungen und ihre Zukunftspläne in „Rathaus Ratlos“. In dieser Ausgabe: Das Theater im Bauturm.

Entstehung

Im Jahr 1983 zog Milan Sladek mit seinem Theater Kefka in die Aula der Königin-Luise-Schule – der Moment für eine Handvoll Theaterleute und theaterbegeisterte Lehrerende, das frei werdende Theater auf der Aachener Strasse, mitten im urbanen belgischen Viertel, quasi im Handstreich zu übernehmen. Am 7.10.83 wurde das Theater im Bauturm „Mit Pauken und Trompeten“ von Bertolt Brecht eröffnet. Ein neues Theater war aus der Kölner Bürgerschaft heraus entstanden. Der damalige Mitgründer Prof. Hans-Georg Bögner ist bis heute Vorsitzender des gemeinnützigen Trägervereins.

Förderung

Die Programmatik des Bauturms umfasste in den ersten Jahren vor allem Stücke der literarischen Moderne sowie zeitgenössische Autorinnen/Autoren. 1986 erkannte die Stadt, dass dem regen Publikumszuspruch mit jährlichen Betriebskostenzuschüssen entsprochen werden müsse. Am 1.1.2011 begann die jetzt laufende Phase der vierjährigen Konzeptionsförderung, in der das Theater mit 190.000 Euro p.a. vorgesehen ist. Vom Gesamtbudget kamen in 2010 übrigens ca. 33% von Stadt und Land und ca. 47% aus den Einnahmen an der Kasse! Ca. 45% der Gesamtausgaben flossen direkt und indirekt in die künstlerische Arbeit, ca. 48% betrugen die Personal- sowie die gesamten Betriebskosten des Theaters, das 336 Veranstaltungen durchgeführt hat. Eine beachtliche Bilanz!

1987 gründete sich der Verein der „Freunde und Förderer des Theaters im Bauturm“, innerhalb dessen sich 1997 das Kuratorium für das Theater gebildet hat. Zahlreiche Kölnerinnen und Kölner, derzeit ca. 220, unterstützen mit einem jährlichen Mindestbeitrag ab 75 Euro die Arbeit und die Weiterentwicklung des Theaters. Seit 2010 gibt es auch die „junge Abteilung“: Freunde unter 33 Jahren sind „Theaterschwärmer“, zahlen 20 Euro im Jahr und machen eigene Programme!

Die Macher und Macherinnen

Nach der kollektiven Anfangsphase, in der alle alles machten, wurde schon 1986 der erste Theaterleiter eingesetzt und damit eine gewisse Arbeitsteilung eingeführt. Seit 1995 leitet der Schauspieler Gerhardt Haag das Theater, in dem in der laufenden Spielzeit über 70 Künstlerinnen/Künstler der verschiedenen Bereiche, allen vorweg natürlich Schauspielerinnen und Schauspieler, arbeiten. „Hinter den Kulissen“ kümmern sich insges. 20 Mitarbeitende darum, dass der Laden läuft und (fast) jeden Abend „der Lappen hochgehen“ kann.

Profil

Die künstlerische Ausrichtung (oder neudeutsch: das Profil) des Bauturms ist eindeutig: relevante Themen, geistesgegenwärtige Interpretationen, spannende Geschichten, qualitätsvolle Literatur – das alles ernsthaft erarbeitet und mit den besten Schauspielenden in Szene gesetzt! Relevante Geschichten zu erzählen und dabei spielerisch Fragen aufzuwerfen, kann und darf „Spaß“ machen - Spielende wie dem Publikum. Dieses Credo bewahrt uns vor seichter, oberflächlicher „Unterhaltung“ und fordert uns wie auch unser Publikum immer wieder neu heraus. Der Theaterraum mit 135 Plätzen macht ein ganz direktes, authentisches Spielen möglich, verweigert sich aber auch nicht der „großen Form“.

Neben den 4 – 5 Neuproduktionen jährlich bietet das Theater ein immenses Programm von Lesungen, Gastspielen, Diskussionsveranstaltungen usw., deren Höhepunkt die seit 5 Jahren stattfindende Reihe der „SommerGäste“ ist: Fünf Wochen steppt in den  Sommerferien der musikalische und kabarettistische Bär an der Aachener Strasse!

Produktion

Nach Innen hat der Bauturm eine offene, gemeinschaftlich getragene Struktur. Der Spielplan wird in der Regie-Gruppe entwickelt, der neben der Theaterleitung auch mehrere Hausregisseure/ Hausregisseurinnen sowie ein Mitglied des Trägervereins angehören. Die Ensembles jedes Stückes gründen, falls sie es nicht schon sind, eine Produktionsgesellschaft, die das Stück mit dem Theater koproduziert. So ist die künstlerische Freiheit und Urheberschaft stets gewährleistet.
Neben den „echten“ Ehrenamtlern/Ehrenamtlerinnen, die unsere Arbeit unterstützen, muss unbedingt festgehalten werden, dass bei einem Freien Theater, das derart unterfinanziert ist wie alle Freien in Köln, die Künstlerinnen/Künstler und Mitarbeitende durch ihren Honorar- bzw. Gehaltsverzicht die eigentlichen „Träger“ und „Sponsoren“ eines solch kleinen aber hocheffizienten Theaterbetriebs sind.

Theater im Bauturm
Freies Schauspiel KÖLN
Aachener Str. 24-26
50674 Köln
Tel.: (0221) 95 14 43-1
Kartenreservierung
Tel.: (0221) 52 42 42

Der Spielplan
www.theater-im-bauturm.de